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Eine Schiffsladung junger griechischer Linksintellektueller flüchtet sich 1945, zu Beginn des Bürgerkriegs, auf dem legendär gewordenen Schiff »Mataroa« in die Odyssee eines Stipendiums in Paris. Weder Franzosen, noch Griechen, werden sie dort zu »Philhellenen«: Menschen des anderen Ortes, Griechen, die ein imaginäres Hellas nur noch als Projektion aus der Ferne lieben – und zwar jeder sein eigenes. Im Laufe der Jahre realisieren sie, dass ganz Europa von »Philhellenen« bevölkert ist: von innereuropäischen Flüchtlingen bis zu denen aus Asien und Afrika. Philhellene ist die »Nationalität der vierten Person Plural, eine Mischung aus erster und dritter Person«; sie ist die »Nationalität Migrant«, die zahlreichste der Welt.
Der Briefroman Nationalität: Philhellene erzählt die Geschichte eines zeitgenössischen, weiblichen Odysseus, dessen Ithaka aus äußeren oder inneren Ursachen immer unerreichbarer wird. Es geht um das Leben in der Fremde, um Heimatverlust und Sehnsucht nach Heimat – und ist zugleich eine subtil dargestellte Geschichte des modernen Europa; denn die Erfahrung der Fremde steht auch für die Geschichte der Bootsflüchtlinge in unserer bewegten Zeit.
Mimika Cranaki: Nationalität: Philhellene. Eine Odyssee in 24 Briefen
Übersetzung aus dem Griechischen von Birgit Hildebrand. Mit einem Vorwort von Angela Kastrinaki
Originaltitel: Φιλέλληνες. 24 γράμματα μιας οδύσσειας (1992)
Mimika Cranaki wurde 1922 in Lamia geboren und studierte Jura, Politikwissenschaften und Musik in Athen. Schon als junge Frau wurde sie wegen ihrer kritischen Haltung zweimal von der Metaxas-Diktatur verhaftet, während des Zweiten Weltkriegs kämpfte sie mit der kommunistischen Resistance gegen die Besatzung. 1945 erhielt sie ein Stipendium der französischen Regierung und emigrierte nach Paris, zusammen mit weiteren jungen griechischen Linksintellektuellen, die Repressalien in Griechenland zu befürchten hatten. Sie promovierte an der Sorbonne über Emil Lask, war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Centre national de la recherche scientifique und schrieb regelmäßig für griechische und französische Zeitungen und Zeitschriften, u.a. für Sartres Temps Modernes. 1958 wurde sie Professorin für deutsche Philosophie an der Universität Nanterre. Sie arbeitete als Rundfunkproduzentin für den Sendera „France-Culture“, für den sie in Anlehnung an ihren Roman Nationalität: Philhellene am 14.1.1996 die Sendung „Les philhellènes; voix de nulle part“ produzierte. Cranaki starb 2008 in Paris.
Birgit Hildebrand wurde in Regensburg geboren. Sie lehrte viele Jahre an der Deutschen Abteilung der Aristoteles-Universität in Thessaloniki. Seit 1989 übersetzt sie neugriechische Literatur, hauptsächlich Prosawerke. 2001 Deutsch-Griechischer Übersetzerpreis für Pavlos Matessis‘ Tochter der Hündin, 2014 Griechischer Staatspreis für Übersetzung für Christos Ikonomous Warte nur, es passiert schon was. Heute lebt sie in Berlin.
»» Übersetzerporträt: Birgit Hildebrand
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