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Mimika Cranaki wurde 1922 in Lamia geboren und studierte Jura, Politikwissenschaften und Musik in Athen. Schon als junge Frau wurde sie wegen ihrer kritischen Haltung zweimal von der Metaxas-Diktatur verhaftet, während des Zweiten Weltkriegs kämpfte sie mit der kommunistischen Resistance gegen die Besatzung. 1945 erhielt sie ein Stipendium der französischen Regierung und emigrierte nach Paris, zusammen mit weiteren jungen griechischen Linksintellektuellen, die Repressalien in Griechenland zu befürchten hatten. Sie promovierte an der Sorbonne über Emil Lask, war wissenschaftliche Mitarbeiterin im Centre national de la recherche scientifique und schrieb regelmäßig für griechische und französische Zeitungen und Zeitschriften, u.a. für Sartres Temps Modernes. 1958 wurde sie Professorin für deutsche Philosophie an der Universität Nanterre. Cranaki starb 2008 in Paris.
Cranaki trat sehr jung in der griechischen Literatur in Erscheinung. Ihr Debüt war der Roman Contre-Temps (1947), den sie in Frankreich geschrieben hatte. Sein Thema ist die Unfähigkeit des Menschen, seine Gefühle mit den Beziehungen in Einklang zu bringen: Die Heldin, eine junge Frau, wird von zwei Männern enttäuscht, von denen der eine sie dazu bringt, sich ihm viel zu früh erotisch zuzuwenden, der andere, ihm zu spät ihre Liebe zu schenken. Der Roman rief durch den ausgereiften Stil und durch die Thematik der jungen Autorin großes Aufsehen hervor. Mit ihrem nächsten Buch, dem Erzählband Tsirko (Τσίρκο, Zirkus, 1958), bestätigte Cranaki ihr Talent als Prosaautorin und erfüllte die Erwartungen, die ihr erster Auftritt geweckt hatte. Danach wandte sie sich in ihrem schriftstellerischen Schaffen anderen Bereichen zu und wählte die französische Sprache als Ausdrucksmittel. Es vergingen mehr als vier Jahrzehnte, bis sie wieder mit einem Werk zur griechischen Prosa zurückkehrte. Der umfangreiche Briefroman Nationalität: Philhellene - Eine Odyssee in vierundzwanzig Briefen (Φιλέλληνες - 24 γράμματα μιας Οδύσσειας, 1992) bezieht sich auf das Schicksal von linksintellektuellen Griechen, die (wie die Schriftstellerin selbst) als junge Leute zu Beginn des Bürgerkrieges mit Stipendien der französischen Regierung nach Frankreich gegangen waren, um dem rechten Terror zu entgehen, jedoch nicht wieder nach Griechenland zurückgekehrt sind. Diese in der Fremde lebenden Griechen, die nach und nach zu „Philhellenen“ geworden sind, sich also nach einer nun verlorenen Welt sehnen, werden zu Symbolen für den Zustand des heutigen Menschen: den eines Odysseus, der ständig in einer ungastlichen, chaotischen Welt umherirrt, ohne sein Ithaka je wiederfinden zu können.
Werke (auf Griechisch): Contre temps, Roman (1947); Tsirko (Τσίρκο, Zirkus, 1950); Xanadiavazontas ton Freud (Ξαναδιαβάζοντας τον Φρόυντ, Freud neu gelesen, 1986); Filellines: 24 grammata mias Odysseias (Φιλέλληνες: 24 γράμματα μιας Οδύσσειας, Philhellene: 24 Briefe einer Odyssee, 1992).
(auf Französisch): Grèce (1955); Îles grecques (1979, 19823); »Lire Marcuse«, in: L'ontologie de Hegel (Ed. du Seuil 1972, 19825, Gallimard 1991) und »Chrysothemis von Jannis Ritsos - eine Hörspielbearbeitung« (1975).
Auf Deutsch sind erschienen:
Contre-Temps. Roman. Übersetzt von Birgit Hildebrand. Edition Romiosini, Berlin 2016 (Revidierte und ergänzte Ausgabe der 2001 bei Romiosini-Verlag Köln erschienenen Übersetzung).
Nationalität: Philhellene – Eine Odyssee in vierundzwanzig Briefen. Roman. Übersetzt von Birgit Hildebrand. Edition Romiosini, Berlin 2016 (Revidierte und ergänzte Ausgabe der 1996 bei Romiosini-Verlag Köln erschienenen Übersetzung).
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