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Jerusalem, Kairo und Alexandria, drei Städte im Kriegszustand, sind die Schauplätze der drei Romane Der Club, Ariagni, Die Fledermaus, die zu den wichtigsten Werken der neugriechischen Literatur des 20. Jahrhunderts gehören. Das Zeitfenster der Handlung beträgt 23 Monate, von Juni 1942 bis Mai 1944, als die Revolte der griechischen Exilstreitkräfte in Ägypten und Palästina, die am Ende des Zweiten Weltkriegs die Errichtung einer Regierung der nationalen Einheit anstrebten und gegen die griechische und englische royalistische Militärführung revoltierten, endgültig scheiterte.
Mit seinem als work in progress verfassten Hauptwerk verfolgte Tsirkas das Ziel, das historische Versagen der Revolte von April 1944 zu verteidigen, auf die „die freie Welt keinen Grund hat, stolz zu sein, und die Historiker gerne vertuschen“ (René Etiemble). Im Zentrum der Trilogie steht Manos Simonidis, ein griechischer Offizier und jungintellektueller Schriftsteller. Mitten im Krieg und im kulturellen und ideologischen Schmelztiegel des Nahen Ostens versucht er, der Dekadenz der Vorkriegswelt zu entgehen und sich von der ideologischen Starre seiner Parteifreunde zu distanzieren. Zweifel, Verluste, Freundschaft und Abneigung sowie die Liebe zu zwei Frauen begleiten seinen Weg bis in den griechische Bürgerkrieg hinein.
Die drei Romane vermitteln die europäische Moderne nach Griechenland. Zugleich steht Tsirkas‘ Trilogie in intertextuellem Dialog mit der Poesie von Kavafis und Seferis. Er erschafft einen polyphonen narrativen Kosmos, ein System vielfältiger Stimmen und Perspektiven.
Die Steuerlosen Städte gehen uns alle an. Er vermittelt mehr als eine Ahnung von den Kämpfen um Freiheit in finsteren Zeiten und auch von der Vergeblichkeit dieses Kampfes. Wenn wir ihn zu Ende gelesen haben, wissen wir sehr viel mehr über das Verhältnis von Widerstand und Repression, von Liebe und Krieg, von Hoffnung wider alle Hoffnung. (Joachim Sartorius)
Stratis Tsirkas: Steuerlose Städte – 3. Die Fledermaus
Übersetzung aus dem Griechischen von Gerhard Blümlein. Mit einem Anhang mit historischen Erläuterungen, Anmerkungen und Glossar
Originaltitel: Ακυβέρνητες Πολιτείες. Η Νυχτερίδα (1965)
(eigentlicher Name: Jannis Chatziandreas) studierte Wirtschaft in Kairo und arbeitete ab 1929 als Buchhalter in Baumwollfabriken in Oberägypten, später als Chef einer Fabrik für Lederverarbeitung in Alexandria, wo er Konstantinos Kavafis kennenlernte. Er gehörte der kommunistischen Bewegung an und nahm aktiv Teil am antifaschistischen Widerstand der griechischen Linken von Ägypten. 1963 ließ er sich in Athen nieder und starb dort 1980. Sein Hauptwerk, die Trilogie Steuerlose Städte, verfasste er teils in Alexandria, teils in Athen und beendete sie im August 1965.
geb. 1942 in Bad Homburg. Studium der Klassischen Philologie und Politischen Wissenschaften in Frankfurt und Thessaloniki. War auf verschiedenen Posten in Deutschland, Zypern und Griechenland für das Goethe-Institut tätig. Übersetzte neben zahlreichen Sachtexten Die Kiste von Aris Alexandrou, Der Ehemann erfährt's zuletzt von Emmanouil Roidis und Oberst Ljapkin von M. Karagatsis. Er lebt in Athen.
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