Geschichte eines Kriegsgefangenen

Autor/innen

Stratis Doukas (Autor/in); Birgit Hildebrand (Übersetzer/in)

Über dieses Buch

»Während des Untergangs von Smyrna war ich mit meinen Eltern am Hafen, in Punda. Sie holten mich aus ihren Armen. Und ich blieb als Kriegsgefangener in der Türkei. Man hatte mich mittags mit anderen gefangen genommen. Es wurde dunkel, und die Streifenwagen brachten immer noch Männer in die Kasernen. Als wir gegen Mitternacht dicht gedrängt dastanden, kam die Wache, und sie prügelten blindlings mit Stöcken auf uns ein, und die, die Knie an Knie unten saßen, traten sie mit Füßen. Schließlich wählten sie bestimmte Leute aus, nahmen sie mit und gingen laut fluchend hinaus.« […]

Die Geschichte eines Kriegsgefangenen wurde 1929 zum ersten Mal veröffentlicht. Der karge und knappe Erzählstil und seine ursprüngliche Sprache machten den Autor innerhalb kürzester Zeit berühmt. Doch nicht nur die spezielle Diktion, sondern auch das Zeugnis des Protagonisten Nikolaos Kosakoglou, der die grausame Vernichtung der griechischstämmigen Christen Kleinasiens durch türkische Soldaten und Marodeure am Ende des Krieges von 1919-1922 überlebte, sein Lebenswille, seine Anpassungsfähigkeit und der Ton der Versöhnung, all dies brachte dem Text seinen Platz im Kanon der neugriechischen Literatur ein.

Stratis Doukas: Geschichte eines Kriegsgefangenen

Übersetzung aus dem Griechischen von Birgit Hildebrand. Mit einem Nachwort von Vassilis Vassiliadis.
Originaltitel: Η ιστορία ενός αιχμαλώτου (1929)

Biogramme

Stratis Doukas

Stratis Doukas (1895–1983) wurde bei Ayvalık geboren und ging dort zur Schule. Er studierte Jura in Athen, doch er unterbrach sein Studium, um am Ersten Weltkrieg teilzunehmen – er kämpfte für die Entente–Mächte an der Seite der griechischen Liberalen. Auch am Zweiten Weltkrieg wollte er sich beteiligen, er wurde Mitglied des kommunistischen Widerstands, kämpfte gegen die deutschen Besatzer, wurde verhaftet und gefoltert.

Sein Interesse galt seit seiner frühen Jugend der Völkerkunde, vor allem der naiven Malerei und der Kunstgewerbe. Doukas, der auch selber Maler war, bildete Künstlerkreise mit bedeutenden Malern, Musikern, Autoren und Architekten und mischte sich als Ausstellungsmacher, Kulturschaffender und Publizist in das künstlerische Leben Griechenlands ein. Doukas war Zeit seines Lebens auch Mitarbeiter bzw. Herausgeber diverser Zeitungen und (Kunst–) Zeitschriften. Diese drei Hauptstränge seines Lebens – politisches Interesse, naive Kunst und Journalismus – waren auch der Nährboden für sein Hauptwerk, die Geschichte eines Kriegsgefangenen, der ihm einen festen Platz im Kanon der neugriechischen Literatur einbrachte.

Birgit Hildebrand

Birgit Hildebrand wurde in Regensburg geboren. Sie lehrte viele Jahre an der Deutschen Abteilung der Aristoteles-Universität in Thessaloniki. Seit 1989 übersetzt sie neugriechische Literatur, hauptsächlich Prosawerke. 2001 Deutsch-Griechischer Übersetzerpreis für Pavlos Matessis‘ Tochter der Hündin, 2014 Griechischer Staatspreis für Übersetzung für Christos Ikonomous Warte nur, es passiert schon was. Heute lebt sie in Berlin.

»» Übersetzerporträt: Birgit Hildebrand

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Titelbild für Geschichte eines Kriegsgefangenen

Angaben zur Monografie

ISBN-13 (15)
978-3-946142-39-3
Erstveröffentlichung in Originalsprache (20)
1929
Publication date (01)
2017-12-01