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Kadmo liest sich als literarisches Fotoalbum einer Frau, die als Schriftstellerin modern, politisch mutig und privat kompromisslos war. Die Erzählstimme der dreizehn Kapitel – Fragmente ihres gelebten oder erzählten Lebens – beschreibt in zweiter Person den Kummer und die Sorge einer Griechin im Exil, die Erinnerung an ihre Heimat und die Muttersprache zu verlieren. Der Roman ist zugleich eine Wanderung durch das Europa der Nachkriegszeit, aber auch durch das Leben und Werk der Erzählerin: von ihrer Kindheit auf Mykonos und ihrer Jugend in Athen vor dem Zweiten Weltkrieg, vom Exil in Paris, Ost–Berlin und Warschau, und anschließend von ihrer Rückkehr nach Griechenland 1964.
Der unübliche Name »Kadmo«, der dem Vornamen der Autorin ähnelt und auf die autobiographischen Elemente des Romans verweist, erinnert an Kadmos aus der griechischen Mythologie, der sich auf die Suche nach seiner geraubten Schwester Europa machte, dabei das phönizische Alphabet nach Griechenland (und damit nach Europa) brachte und Theben, Schauplatz der wichtigsten griechischen Tragödien, gründete.
Melpo Axioti: Kadmo
Übersetzung aus dem Griechischen von Maria Zafón. Mit einem Nachwort von Maria Kakavoulia.
Originaltitel: Κάδμω (1972)
Melpo Axioti (1903–1973) verbrachte ihre Kindheit und Jugend auf Mykonos und Tinos. Mit 27 ging sie nach Athen und mit 28 veröffentlichte sie Schwierige Nächte, ihren ersten Roman. Während der deutschen Besatzung agierte sie als aktives Mitglied der Kommunistischen Partei bei der illegalen Presse. 1947 floh sie vor Repressalien nach Paris und blieb dort, bis sie 1950 wegen ihrer politischen Tätigkeit ausgewiesen wurde. Es folgten Stationen in Dresden, Ost–Berlin, Warschau, Sofia, wobei die Hauptstadt der DDR ein relativ fester Wohnsitz für sie wurde und u.a. als Gastdozentin an der Humboldt–Universität bis 1964 tätig war. 1965 konnte sie durch die Lockerung der Repressalien nach Griechenland rückkehren und lebte bis zu ihrem Tod in Athen als freie Übersetzerin und Autorin in politischer, finanzieller und gesundheitliche Instabilität.
Axioti wurde bereits mit ihrer ersten Publikation wahrgenommen. Obwohl als Kommunistin dem Sozialistischen Realismus verpflichtet, gilt sie als wichtige Vertreterin experimenteller literarischer Formen und trug mit ihrem Stil wesentlich zur literarischen Innovation ihrer Zeit bei; auch deswegen zählt sie zu den bedeutendsten Schriftstellerinnen Griechenlands des zwanzigsten Jahrhunderts.
Maria Zafón, ehemals Petersen, geb. 1964, studierte Mittel- und Neugriechische Philologie an der Aristoteles-Universität Thessaloniki. Während ihres Aufbaustudiums beschäftigte sie sich mit Übersetzungsproblemen bei der Übersetzung neugriechischer Literatur ins Deutsche anhand von dem Roman von Kostas Mourselas, „Ihr rotgefärbtes Haar“. Sie hat (z.T. unter ihrem früheren Namen Maria Petersen) aus dem Griechischen ins Deutsche u.a. Texte von Mourselas, Kavvadias, Sfakianakis, Tatsopoulos, Kourtovik, Karapanou, Fais, Stingas und Axioti übersetzt.
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