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Konstantinos Kavafis (Alexandria 1863–1933) zählt zu den bedeutendsten Lyrikern der europäischen Literatur des zwanzigsten Jahrhunderts. Sein Hauptwerk umfasst 154 so suggestive wie überwiegend knappe, nur selten den Umfang einer Buchseite überschreitende Gedichte von größter inhaltlicher und formaler Präzision, die in einem langwierigen Schaffensprozess entstanden. Dabei verzichtete Kavafis Zeit seines Lebens auf eine Publikation seines Werks in Buchform und veröffentlichte seine Gedichte als Einzeldrucke auf losen oder gehefteten Blättern, die er an Freunde und Bekannte verteilte. Gesammelt in einem Band erschienen sie erstmals 1935 in Alexandria.
Kavafis’ Interesse galt dem vermeintlich ›Marginalen‹: der von Dekadenzbewusstsein geprägten hellenistischen, römischen und spätbyzantinischen Welt, der homoerotischen Sinnlichkeit, der leisen, einsamen Reflexion. Diesen Schwerpunkten entsprechend unterteilte er seine Gedichte in »historische«, »erotische« und »philosophische«. Seine Sprache zieht die Summe aus verschiedenen Epochen der griechischen Sprachgeschichte, sein Duktus ist karg und lakonisch, sein Stil subtil ironisch. Diese einzigartige Qualität seiner Lyrik weist ihn als einen der hervorragendsten Autoren der klassischen Moderne aus.
Konstantinos Kavafis: Gedichte
Aus dem Griechischen übersetzt von Wolfgang Josing, durchgesehen durch Danae Coulmas. Mit einem Nachwort von Miltos Pechlivanos.
Konstantinos Kavafis wurde am 29. April 1863 in Alexandria geboren. Er stammte aus einer wohlhabenden Patrizierfamilie. Finanzielle Schwierigkeiten und politische Turbulenzen nach dem Tod seines Vaters 1870 zwangen sie jedoch zu diversen Umzügen nach London, Liverpool und Konstantinopel (Istanbul), bis zur endgültigen Niederlassung in Alexandria 1885. Ab 1892 arbeitete Kavafis im Amt für Wasserwirtschaft des Ministeriums für Öffentliche Bauten sowie als Makler an der Börse.
1932 reiste er nach Athen, um sich wegen Kehlkopfkrebs behandeln zu lassen – ohne Erfolg. Er kehrte nach Alexandria zurück, einige Monate später wurde er in das griechische Krankenhaus in der Nähe seiner Wohnung eingeliefert (»Wo könnte ich besser leben? Unter mir kuriert das Bordell die Bedürfnisse des Fleisches, ein Stückchen weiter ist die Kirche, wo die Sünden vergeben werden. Und dann das Krankenhaus, in dem wir sterben.«, hatte er nach seinem Umzug gesagt.) Er starb an seinem 70. Geburtstag, am 29. April 1933.
Danae Coulmas wurde 1934 in Athen geboren. Nach dem Studium der Romanistik, Philosophie und neugriechischen Philologie, das sie 1966 in Hamburg mit einer Dissertation in Romanistik beendete, arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin am romanischen Seminar der Universität Hamburg. Von 1969 bis 1974 war sie als Redakteurin beim Griechischen Programm der Deutschen Welle in Köln tätig und setzte sich mit Rundfunksendungen und Publikationen in Zeitschriften wie Poetica und Merkur gegen die griechische Militärdiktatur ein. Von 1975 bis 1998 war sie Presserätin und Kulturrätin der Griechischen Botschaft in Bonn. Sie ist Herausgeberin der Anthologien Die Exekution des Mythos fand am frühen Morgen statt (1973, 1984), Griechische Erzählungen des 20. Jahrhunderts (1991 und 2001) und Griechische Lyrik des 20. Jahrhunderts (2001, beide beim Insel-Verlag). 2001 verfasste sie auch die doppelte Biographie Schliemann und Sophia (Piper Verlag, Taschenbuch 2003 und 2006). Sie ist außerdem Übersetzerin von u.a. Giorgos Chimonas, Sirana Sateli und Giorgos Seferis.
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