Die Überlebenden. Widerstand, Deportation, Rückkehr. Juden aus Thessaloniki in den 1940er Jahren

Obwohl die Geschichte der griechischen Juden, wenn auch etwas verspätet, ausreichend erforscht worden ist, leistet das Buch von Rika Benveniste einen wesentlichen Beitrag dazu. Das gelingt ihm durch drei wesentliche Innovationen: Die Erzählung fokussiert auf Einzelschicksale und bewegt sich auf lokaler Ebene, statt ein landes- oder gar europaweites Panorama zu erfassen und allgemeingültige Ergebnisse zu präsentieren; durch die tiefgründige Erforschung der lokalen Geschichte zerstörter Gemeinden werden Verallgemeinerungen und Abstraktionen infrage gestellt. Gerade für die Geschichte des Holocausts haben solche Annäherungen bedeutende Beiträge geleistet: Die Fokussierung auf eine Kleinstadt, ein Ghetto oder ein Lager konnte unser Wissen effektiver bereichern. Ferner wird der zeitliche Rahmen von den ersten Jahren der Besatzung, in der der Völkermord als das Ergebnis der militärischen Besatzung und des Nationalsozialismus vollzogen wurde, auf die Erforschung des gesamten Jahrzehnts erweitert. Dadurch kann das Buch erweiterte Erkenntnisse liefern, etwa über die Umstände der Rückkehr der Überlebenden bzw. über die Jahre der Nachkriegszeit und des Bürgerkriegs. Hier liegt ein dritter, wichtiger Aspekt des Buches: Zwar beschäftigt sich die historische Darstellung mit „traditionellen“ Themen, wie dem Widerstand und der Rolle der Judenräte, darüber hinaus jedoch auch mit den Optionen der Überlebenden in den ersten Jahren nach der Befreiung der Konzentrationslager, ein Aspekt, der weitestgehend unerforscht ist.

Angelehnt an die historiographische Schule der Mikrogeschichte stellt das Buch die Schicksale einzelner Personen oder kleinerer Gruppen durch Zeitzeugenaussagen, persönliche Briefe und offizielle Schreiben in einem lebhaften Erzählstil dar. Obwohl das Buch seine wissenschaftliche Fundiertheit durch zahlreiche Fußnoten und Querverweise auf die internationale Forschung belegt, spielt es vielfach mit dem Genre der belletristischen Prosa. Diese geschichtswissenschaftlich und literaturästhetisch überzeugende Mischung macht seinen innovativen Charakter aus.

Die Übersetzung des Buches wurde durch Mittel des Auswärtigen Amtes finanziert.

Rika Benveniste: Die Überlebenden. Widerstand, Deportation, Rückkehr. Juden aus Thessaloniki in den 1940er Jahren

Übersetzung aus dem Griechischen von Dennis Püllmann.
Originaltitel: Αυτοί που επέζησαν. Αντίσταση, εκτόπιση, επιστροφή. Θεσσαλονικείς Εβραίοι στη δεκαετία του 1940 (2014)

• Christiane Schlötzer, «Zweiter Weltkrieg in Griechenland: Wo den Juden furchtbares Unrecht geschah», Süddeutsche Zeitung (11.01.2017).

Vorveröffentlichungen

• Auszug aus Die Überlebenden. Widerstand, Deportation, Rückkehr. Juden aus Thessaloniki in den 1940er Jahren (CeMoG-Newsletter #05, 11.1.2016)

Veranstaltungsinformation

• DHC Lecture mit Rika Benveniste: Difficult Return. Despair and Hope in Salonika after the Shoah (20. April 2017)
• Vortrag über die Schicksale von griechischen Holocaust-Überlebenden (FU Pressemitteilung Nr. 078/2017 vom 12.04.2017)
• Lecture on the Fate of Greek Holocaust Survivors (FUP № 078/2017 from Apr 12, 2017)

Presse

• Για τη γερμανική κατοχή στην Ελλάδα (Deutsche Welle, 12.08.2016)
• Η «διαχείριση του πόνου» των Εβραίων της Θεσσαλονίκης (Deutsche Welle, 27.04.2017)
• Rethinking Greece: Henriette-Rika Benveniste on the history of Greek Jewish communitiesand the rise of the extreme right in Europe (Greek News Agenda/Rethinking Greece, 17.03.2019)

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